Portrait

 

Herbert Moizisch

1947 im Rheinland geboren und dort beheimatet

35 Jahre verheiratet, 2 Kinder

Als Kind war ich ein ausgesprochener Pechvogel. Vielleicht war es der ausländisch klingende Name, der mich zum Alien in dem kleinen Dorf machte, was die größeren Kinder dazu veranlasste, mich auf eine Eisscholle zu setzen und diese in die Strömung des Rheins zu schieben. Ein anderes Mal wäre ich um ein Haar erstickt. Das sind noch nicht alle Traumatisierungen, aber was soll’s.

Später auf dem Gymnasium setzte sich das Drama fort. Aber ich begann ein Instrument zu spielen, sang im Chor, wirkte bei einer Theatergruppe mit und kam viel rum. Nach dem plötzlichen Tod des Vaters glaubte ich, als ältester von 4 Geschwistern, seine Rolle einnehmen zu müssen – familiär und beruflich. So fand ich mich als junger Mensch urplötzlich in den großen Krankensälen der psychiatrischen Anstalt wieder, in der ich eine Krankenpflege Ausbildung absolvierte. Was ich dort erlebte spottet aller Beschreibung. Um dem Horror pathologischen und normalen Wahnsinns der Psychiatrie zu entkommen, flüchtete ich anschließend ins Milieu der Operationssäle und ließ mich zum Fachpfleger für Anästhesie ausbilden.

Während ich als Profi gut funktionierte, gründete ich eine Band, die sehr erfolgreich wurde. Die Hippie Ära brachte eine Menge Sex, Drugs and Rock’n Roll. Man fühlte sich aufgerufen, die Welt zu verbessern. Aussteiger waren In. Jungverheiratet kündigten wir unsere sicheren Jobs um ausgedehnte Abenteuerreisen durch Afrika und Nordamerika zu unternehmen, wo in den Siebzigern die New Age Bewegung ihren Anfang nahm. Wie meine Vorbilder Carlos Santana und John Mc Laughlin, begann ich, zu meditieren, praktizierte Yoga – danach Runenmagie, keltische Rituale, Schamanismus, Vision Quest, indianische Schwitzhüttenzeremonien, Jahresfeste, Heilungsrituale, Energiearbeit. Ich studierte die östlichen Philosophien und die westliche Theosophie, kündigte meinen stressigen Job, zog aufs Land und verrichtete einige pädagogische Jobs in der Jugendarbeit, während meine Frau im Büro das Hauptgeld verdiente. Dafür zog ich, als erster „emanzipierter Mann“ der Region, unsere beiden Söhne groß. Ich legte einen Garten an, komponierte viel, stellte einen Chor auf die Beine und in Folge mehrere Bands, mit denen ich ein wenig herumkam, malte großformatige Bilder und hatte viel Zeit zum Nachdenken und Meditieren. Später schickte ich meine Kinder zur Waldorfschule und jobbte im Dunstkreis aufkommender Psycho-Workshops und Selbsterfahrungsgruppen. Ich begann, meine neurotischen Macken und Defizite zu erkennen, stieß auf die Traumatisierungen meiner Kindheit, entschloss mich, psychotherapeutisch zu arbeiten. Im Laufe der Jahre gelang mir das Kunststück, mich selbst zu therapieren. Es folgten eine Reihe fachspezifischer Ausbildungen und Jahre psychotherapeutischer Tätigkeit – ausgerechnet in der selben Einrichtung, in der ich einst durch die fürchterlichen „Wachsäle“ turnte und mich mit Verrückten und Behinderten im Wortsinn herumschlug. Nun, seit über 10 Jahren, übe ich mich in der Kunst des Überlebens als freischaffender Künstler und Lebensberater. Ich hatte das Glück, in der nahegelegenen Stadt Sinzig/Rhein ein Studio zu finden, das meinen Vorstellungen entsprach. Der Regieraum eines Tonstudios im ehemaligen Kino, ein Ambiente, das viele Gestaltungsmöglichkeiten bot. Dieser Platz ist nun mein kreativer Mittelpunkt, an dem ich Visionen empfangen kann, mich frei mache von Gedanken, kontemplativ musiziere, Räume und Objekte gestalte und mich mit anderen Menschen zu inspirativen Aktionen treffe. Inzwischen habe ich eine Reihe von Projekten ins Leben gerufen, die mein eigenes- und das Leben anderer Menschen bereichern können, führe Beratungen durch und finde mich oft in der Position eines spirituellen Lehrers. Es kommt mir jedoch vielmehr darauf an, ein Feld zu kreieren, in dem es möglich ist, authentische Antworten aus dem eigenen Innern zu finden.

Lebens-Art bedeutet für mich in erster Linie, trotz aller Schwierigkeiten die Freude am Leben wachzuhalten, kreativ und präsent zu sein. Dabei bin ich anderen gerne behilflich.

 

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